Tête de rivière internationale de l'Esch (Langstrecke) 2008

Pont-à-Mousson (Frankreich)

 

Ein stürmischer Beginn der neuen Rudersaison

Mit großer Freude und dem gewissen Kribbeln im Bauch hatte sich auch die „Can Do“-Gruppe des Rudervereins Treviris auf die Regatta am 1. März bei unseren französischen Freunden in Pont-à-Mousson vorbereitet. Noch bei der Abfahrt, um 6:30 Uhr am Sonntagmorgen, waren Optimismus und Motivation nicht zu erschüttern ­– es war zwar windig und es herrschte starke Strömung –, aber sonderlich beeindruckend war das eben nicht. Anders dagegen sah es doch wieder aus, als wir etwa eineinhalb Stunden später in Pont-à-Mousson ankamen; in unregelmäßigen Abständen Windböen in Sturmstärke, die gehörigen Respekt einflößten und die Fröhlichkeit etwas dämpften. Optimistisch, wie wir es nun einmal sind, hofften wir, dass der Wind noch abflauen würde, bis wir an den Start gehen! Der Zeiger der Uhr rückte unaufhaltsam weiter; die Spannung stieg; nur der Wind wollte und wollte nicht einschlafen.

Als die Boote des ersten Rennens wieder alle unbeschadet ins Ziel gelangten, waren wir uns einig: „So schlimm kann es ja nicht sein!“ Erst als wir von der ersten Sturmböe getroffen wurden, kurzfristig die Koordination verloren und das Gefühl hatten, dass das Wasser um uns herum kocht, wurde uns allen klar, wie schlimm es wirklich ist. Ein Abbruch des Rennens lag in der Luft. Trainieren lassen sich solche Witterungsverhältnisse nicht! Es galt die Situation sportlich zu nehmen, damit nicht alle Vorbereitungen umsonst gewesen sein sollten.

Wir nahmen allen Mut zusammen, unterstützt von unserem Trainer und Steuermann Uli Morrissey und legten uns in die Riemen – oh, pardon – in die Skulls.

Trotz unzähliger, heikler Böen, bei denen es dem einen oder anderen schon recht mulmig wurde, erreichten wir unbeschadet das Ziel und waren schon damit stolz und zufrieden. Das ein Mixed-Vierer mit behinderten und nichtbehinderten Ruderern die Strecke von 9000 m überwindet war für uns schon ein Erfolg, denn das ältere und behinderte Menschen sich nicht mit den sportlichen Leistungen anderer Gruppen mithalten können, war uns allen klar, aber wir waren auch dabei!

Die große Überraschung kam allerdings bei der Preisverleihung: der „Can Do“-Vierer erhielt einen Pokal! Für mich noch überraschender war allerdings die Reaktion der Sportskollegen der verschiedenen Vereine. Brach immer bei der Mannschaft Jubel aus, wenn sie als Sieger aus dem Rennen hervorgingen, während bei anderen Mannschaften ein wenig Enttäuschung herauszuhören war, kam der Beifall für die „Can Do“-Mannschaft des Rudervereins Treviris von allen Seiten und aus allen Mannschaften gleichermaßen.  Die Freude und die fröhliche Ausgelassenheit, die dann losbrach, ist in Worten kaum zu beschreiben, denn nicht nur der „Can Do“-Vierer, sondern auch die beiden anderen Mannschaften des Rudervereins Treviris waren erfolgreich.

So stürmisch, wie der Auftakt der Rudersaison begann, so fröhlich und ausgelassen endete der Tag, mit dem Versprechen, schon bald wieder mit dabei zu sein, unabhängig von der Art und Schwere einer Behinderung oder dem Alter, dürfen wir uns sicher sein, integriert und respektiert zu sein. Sowohl der Ruderverein Treviris, als auch die „Can Do“-Gruppe stehen für jeden offen, der sich bis jetzt vielleicht noch nicht „getraut“ hat, sich sportlich zu betätigen und ist jederzeit herzlich willkommen.

Albert Schtschepik

Anmerkung:

Es gewannen alle drei angereisten Treviris-Teams ihre Rennen. Dabei handelte es sich um die Vierer-Besatzung um Schlagmann „Kudde“, dessen zu Recht vergessener bürgerliche Namen Thorsten Neubauer lautet, nämlich Simon Gilmour, Christian Ewald, der seiner stolzen Familie somit statt einer Erwähnung in einem Zeitungsartikel einen „Pott“ präsentieren konnte, und Uli Morrissey sowie Steuermann Marcello Ghetta (41:04 Minuten). In der Mixed-Kategorie gewannen Marcello Ghetta, Helge Schoenewolf, Franziska Lamm und Sandra K. (gesteuert von „Kudde“; Zeit 42:36 Minuten).

Weitere Fotos gibt’s im Treviris Fotoalbum.