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Head of the River Race 2007London |
Hohe Wellen in London – Treviris Trier einziges deutsches Boot im Ziel Als erstes deutsches Boot in das diesjährige „Head of the River Race“ am 31. März gestartet, war der erste Achter des Rudervereins Treviris 1921 Trier in diesem Jahr auch das einzige Boot der Republik, das die Ziellinie erreichte. Unter äußerst ungünstigen Wetterbedingungen ging die erste Crew der Treviris in dieses Rennen. Eine der höchsten Gezeitenströme des Jahres und ein gegen die Strömung laufender, starker Gegenwind brachten jedoch bis zu einem Meter hohe Wellen auf die Boat Race Strecke in London. Nach 45 gestarteten Booten, von denen nur 29 ins Ziel kamen, wurde das Rennen schließlich abgebrochen. Der zweite Treviris Achter durfte nach Warten in der Startaufstellung und erfolgreichem Leerschöpfen des Bootes somit unverrichteter Dinge wieder anlegen. Für den ersten Achter lief am Anfang des Rennens noch alles glatt. Im Mittelschiff saßen mit Manuel Nollen, Thorsten Schmitt, Gernot Weber und Jan Bohrke erfahrene Kräfte, die mit dem „Henley-Four“ des Vereins mit Carsten Zeimet und Martin Schröder im Bug sowie Alexandre Schalburg und Matthias Woitok im Heck des Bootes exzellent harmonierten. Steuerfrau Sandrine Chabrerie steuerte einen traumhaften Kurs auf der Ideallinie, der zwar etwas mehr Wellen hatte, aber dafür deutlich schneller war. Mit sauberer Arbeit kämpfte sich Treviris I nach dem Start trotz schwerem Wasser an Vesta I heran und setzte zum Überholen an. Jedoch unternahm die Steuerfrau des Vesta Achters eine abrupte Kurskorrektur und ging kurz vor dem Vorbeiziehen des Trierer Bootes auf direkten Kollisionskurs. Inmitten immer heftiger werdender Wellen krachte das Londoner Boot kurz vor Abschluss des Überholmanövers in die Seite des Treviris Achters, der für lange Sekunden manövrierunfähig in der aufgewühlten Themse lag und versuchte, seine Riemen wieder aus denen des Gegners zu befreien. Als endlich wieder Fahrt aufgenommen werden konnte waren für einen normalen Rennverlauf wertvolle Sekunden verloren. In diesem Fall allerdings hatte die Kollision noch weiterführende Konsequenzen.
Kollision mit Vesta Ein kurz zuvor aus der Reihe der am Rand der Themse wartenden Boote ausgebrochener Achter zwang Steuerfrau Chabrerie in gefährliche Strömung vor Chiswick Eyot. Unter voller Fahrt fuhr der Achter aus Trier in das hier befindliche Wellenfeld und nahm Brecher um Brecher an Bord. Schwere Rettungsboote, die den zuvor an dieser Stelle gesunkenen Achtern zur Hilfe gekommen waren, warfen zusätzliche Wellen. Für zwei bittere Minuten brachen sich über den Köpfen der Mannschaft Wellen, die mittlerweile Brandungscharakter angenommen hatten. Etwa tausend Liter Wasser nahm der Achter in diesen Minuten an Bord, in dem es schnell nicht mehr um die Platzierung, sondern nur noch ums Durchkommen ging. Durch das Gewicht der Wassermassen immer tiefer in die Themse gedrückt, drohte auch dem Treviris Achter das Sinken. Die Steuerfrau saß mittlerweile hüfttief im Wasser und das Heck des Bootes begann immer schwerfälliger aus den Wellentälern aufzutauchen.
Gummistiefel, Wasserflaschen und Ruderbekleidung, die den Abfluss des Wassers behinderten, sowie sonstiger unnötiger Ballast ging über Bord. Die hart an den Steuerseilen arbeitende Steuerfrau schöpfte nach Kräften Wasser über Bord, während die Mannschaft mit voller Kraft versuchte, das immer schwerer werdende Boot in ruhigeres Wasser zu retten. Wieder dichter am Ufer gab es dann allerdings nur einen Weg unter der letzten Brücke durch, dicht am Steuerbordufer der Themse. Der Brückenbogen bietet hier allerdings nur Platz für ein Boot und von hinten drängten die nicht so stark von den Wellen getroffenen Boote von Vesta und Thames mit Macht in die Innenkurve. Da ein Ausweichen in die Mitte des Stromes den sicheren Untergang bedeutet hätte, wurde mit aller Macht in dem schon halb sinkendem Boot versucht Paroli zu bieten. Unter der Brücke kam es dann zu einer erneuten Kollision, diesmal mit drei beteiligten Booten. Das Wasser stieg unterdes bis auf die Rollsitze des Heckvierers, das Schiff schien nicht mehr zu retten. An Aufgeben wurde jedoch nicht eine Sekunde gedacht. Der Bugzweier mit Zeimet/Schröder ruderte weiter, um ein Absacken des Bootes zu verhindern. Die übrigen sechs scheffelten nach Kräften Wasser aus dem Boot. Und es gelang tatsächlich! Zug um Zug entleerte sich das Boot zumindest soweit, dass der Untergang abgewendet schien, die letzten 1000m des Rennens wurden wieder mit kompletter Mannschaft gerudert. Trotz einsetzender Kälte bei der durchnässten Crew, trotz einer Tonne Wasserballast wurde noch einmal auf Schlagzahl 34 beschleunigt und die Ziellinie passiert.
Nach dem Zieleinlauf war die Pein allerdings noch nicht vorbei. Bis das Boot aus der Themse geborgen war musste noch einmal hüfttief in den Fluss getaucht werden, die mittlerweile unterkühlten Ruderer retteten sich unter die Dusche eines benachbarten Bootshauses und konnten sich etwa eine Stunde später über die Ankunft trockener Kleidung freuen, die die zweite Mannschaft, die nicht mehr auf die Strecke ging, ihnen brachte. |