FISA World Masters 2005

Strathclyde (Schottland)

 

Fünf Siege für RV Treviris auf der Masters WM in Schottland

Rudern bei "Braveheart"

Nein, Baumstämme werfen mussten sie nicht, die Ruderer des RV Treviris, zwischen den Schlachtfeldern von Stirling und Bannochburn, auf denen Mel Gibson im Film Braveheart die Schotten von Sieg zu Sieg gegen die Engländer führte. Sie taten im schottischen Strathclyde das, was sie am Besten können: Medaillen sammeln. Auf den "Fisa World Masters" nahe Glasgow (Masters: über 27 Jahre in Altersklassen unterteilt) landeten sie bei 20 Starts 11 mal auf den Plätzen 1 -3.

Herausragend dabei das eingespielte Duo Matthias Woitok und Alexandre Schalburg, das am Freitag dem 08.09.05 im "Zweier ohne" (Steuermann) die erste Goldmedaille gewann und sich, wie in den vorangegangenen drei Jahren nun "Masters- Weltmeister" nennen darf, obwohl hierfür keine Ausscheidungsrennen gefahren werden, sondern - je nach Anzahl der Meldungen - mehrere Läufe. Mit 645 Rennen (über 8 parallele Bahnen) sind die Fisa World Masters eine der größten Regatten überhaupt mit Teilnehmern aus der ganzen Welt. Dass auch ältere Herren immernoch Meister sein können, zeigten direkt im Anschluss Patrick Chamberlain und Gerhard Kolb, die mit 51 und 56 Jahren nach guten 3:55 als Zweite im Doppelzweier der Altersklasse D über die Ziellinie der 1000 Meter- Strecke fuhren. Enttäuschend verlief für Sandrine Chabrerie ihr Rennen im Einer der Frauen, Altersklasse A. Nach den hoffnungsvollen Ergebnissen der Saison musste sie im strömenden Regen bei 10 Grad und Wind eine halbe Stunde auf dem Wasser warten und kam - halb erfroren- als 5. ins Ziel. Dann der "Vierer ohne" der Altersklasse B mit Woitok, Schalburg und den Kameraden Eckert und Werner aus Mainz, mit denen man bereits im letzten Jahr eine erfolgreiche Mannschaft zusammengesetzt hatte. Auch in diesem Jahr kam die Konkurrenz aus Worcester, Hamburg und Sheffield nicht an dem Boot vorbei, das mit 3:20 min durch das Ziel fuhr. Noch ein deutsches Boot im anderen Lauf siegte schneller. Es war das Boot der Favoriten aus Landshut und Pirna, mit dem man sich zunehmend auf Augenhöhe befindet.

Am Samstag morgen um 08.30 Uhr ging die Medaillenjagd mit Wind und Wellen weiter. Sandrine Chabrerie erruderte im Doppelvierer der Frauen A einen guten Zweiten Platz mit eine Mannschaft aus Karlsruhe. Wenig später folgte der Doppelzweier der Herren A. Hier war der RV Treviris gleich doppelt vertreten durch Woitok und Schalburg, wie durch Philipp Münchmeyer und Knut Misgeiski, die Boote starteten allerdings in verschiednen Läufen. Während Woitok und Schalburg dreieinhalb Minuten später wieder am wohlbekannten Siegersteg anlegen durften und die Medaillen umgehängt bekamen, kam der Lauf mit Münchmeyer und Misgeiski zum Ziel: vorne Weg mit einigem Abstand zwei Riesen aus York, deren schweres Gewicht ihnen bei dem Wetter sehr zugute kommt, weil das Boot tief und ruhig im Wasser liegt. Knapp dahinter zwei Dänen, gefolgt von zwei deutschen Mannschaften, unter Anderem dem RV Treviris. 150 Meter vor dem Ziel erhöhen die Dänen noch mal Schlagfrequenz und Druck, die Schotten wehren den Angriff ab. Auch Münchmeyer und Misgeiski lassen die Dänen nicht ziehen. Trotzdem reißt das Feld am Ende auf. Auf den letzten drei Schlägen sind die Trierer an den ausgepumpten deutschen Konkurrenten vorbeigezogen. So knapp, dass zuerst nicht klar ist, wer den dritten Rang belegt, bis die Zeit mit 4/100 das Ergebnis klramacht.

Hiernach trat wieder Chabrerie in einer internationalen Mannschaft aus Frankreich, der Schweiz und Deutschland an und ruderte ebenfalls auf einen dritten Rang im Doppelvierer, gefolgt vom Rennen des Herren Doppelvierers C mit Patrick Chamberlain, Kirk Langley und Gerhard Kolb aus Trier mit Ralph Gottschald aus Wiesbaden, die den dritten Platz um 2 Sekunden verpassen.
Dann folgt einer der Höhepunkte der Regatta: die Achter- Rennen. Das Wetter war trockener geworden und an der Strecke hatten sich auf den letzten 200 Metern größere Mengen Zuschauer eingefunden. Trier gegen Landshut/ Pirna hieß es auch hier wieder, wie schon am Vortag in den Riemenbooten. Früh setzen sich beide Boote nach dem Start vom Feld ab und fahren einsam ihr Rennen gegeneinander. Man kennt sich, man grüßt sich, doch das eine Boot ist das Siegen seit Jahren gewöhnt und lange ungeschlagen. Die Trierer konnte man nicht ausrechnen. Woitok, Schalburg am Schlag, dann mit Rauschenberger, Chamberlain und Anghel große Männer im sogenannten "Maschinenraum", dahinter Misgeiski, Eckert und Werner, angefeuert von Steuerfrau Chabrerie. Überrascht drehen die Favoriten ihre Köpfe. Normalerweise fahren sie dem Feld alleine davon. Dieses mal pflügen beide Boote parallel durch das Wasser, bei 700 Metern liegt Trier vorne, dann wieder Landshut. Mehr als zehn Sekunden dahinter der Achter der Royal Air Force. Bei 800 Metern beginnt der Schlussspurt, beide Schlagmänner gehen hoch auf eine Frequenz von 43 Schlägen, langsam schiebt sich Landshut vor, mit einer halben Sekunde Unterschied, etwa einem halben Meter, gewinnen sie das Rennen und bleiben im Ziel erschöpft liegen. So waren sie lange nicht mehr gefordert worden.

Wenige Zeit später fährt der Doppelvierer der Herren D mit Chamberlain, Kolb, Rauschenberger und Nittinger auf einen Dritten Platz, bevor der Achter der Altersklasse A an den Start geht. Hier sind Woitok und Schalburg in der Renngemeinschaft mit Berlin, Schwerin und München die einzigen, die nicht über 1,95 Meter groß sind und über 95 Kilogramm wiegen. Doch sie sind das eingespielte Schlagduo, das die Mannschaft braucht. Das Rennen ist schnell entschieden, die Boote der Glasgow University und York abgehängt. Nur Dresden/ Regensburg kann einigermaßen Folgen. Mit vier Sekunden Vorsprung schiebt sich der vollbesetzte Achter mit etwa einer Tonne Gewicht nach 3:04 Minuten über die Ziellinie. Im anderen Lauf hat endlich auch Landshut einmal nicht gewonnen, sondern ist auf den letzten Metern von einem anderen deutschen Boot "geknackt" worden.

Am Sonntag Morgen standen die Mixed- Rennen an: hier mussten sich zunächst die Vorjahres-Weltmeister Chabrerie /Schalburg im Doppelzweier A mit einem zweiten Platz hinter Dynamo Moskau zufrieden geben. Den Mixed-Achter hatte man noch am Smastag nachgemeldet. Bei strahlendem Sonnenschein, den man sich die gesamte Regatta über gewünscht hätte, legten Sandrine Chabreirie, Matthias Woitok, Alexandre Schalburg, Manuel Anghel, Und Philipp Münchmeyer mit Sibylle Roller und Imke Ludwig aus Karlsruhe wie Anja Jung von der Oberhavel zum Start ab. 3:04 Minuten nach dem Start lagen sie unter dem Applaus der zahlreichen Zuschauer selber recht überrascht als Weltmeister am Siegersteg, weil die Mannschaft sich nicht kannte.

So hatten auch die Trierer Ruderer sich am Ende der Woche mit ihren drei Renntagen mit 20 Starts und 11 Platzierungen unter den ersten Drei als wahre "Bravehearts" erwiesen, ähnlich wie der Bugmann eines amerikanischen Achters, der mit seinen 86 Jahren das Durchschnittsalter seiner Mannschaft um 10 Jahre überschritt.

Fotos gibt's im Treviris Fotoalbum unter World Masters 2005.