Juniorenweltmeisterschaften 2004

Banyoles (Spanien)

 

Gregor Kolb und Richard Schmidt gewinnen die Bronzemedaille bei der Junioren-WM

Ein Bericht zur Juniorenweltmeisterschaft von Lutz Reinhardt.

Nach langer Zeit hatten sich in diesem Jahr mit Richard Schmidt und Gregor Kolb wieder Nachwuchsruderer der Treviris für die Junioren-Weltmeisterschaften qualifizieren können. Durch den Gewinn der Deutschen Juniorenmeisterschaft im Vierer-ohne mit ihren Partnern Sebastian Müller aus Limburg und Ivan Saric aus Frankfurt gelang ihnen die direkte Nominierung für die Junioren-Nationalmannschaft in eben dieser Bootsklasse.

Zwischen der Jugendmeisterschaft und dem Abflug zum Austragungsort der diesjährigen Junioren-Weltmeisterschaften im katalanischen Banyoles lagen zunächst noch 5 Wochen intensiver Wettkampfvorbereitungen in Berlin und Hamburg vor uns. In dieser Zeit wurde bei annähernd 800 Trainingskilometern der letzte Feinschliff an die Mannschaft gelegt. Leider hatten wir während dieser Zeit immer wieder mit Ausfällen wegen Erkrankungen zu kämpfen, so dass im Training häufig Ersatzleute eingesetzt werden mussten. Zum abschliessenden Relationsrennen gegen die anderen Boote der Junioren-Nationalmannschaft waren aber wieder alle Mann an Bord, so dass wir mit einiger Zuversicht die Reise nach Banyoles antreten konnten.

Im Gegensatz zu den normalen Regatten während der Saison, die üblicherweise jeweils an einem Wochenende ausgetragen werden, zieht sich eine Weltmeisterschaft über nahezu eine Woche hin. Die Schwierigkeit liegt hierbei in der genauen Trainingssteuerung, so dass die Mannschaft in Richtung Halbfinale/Finale in Topform ist. Gleichzeitig muss natürlich über die ganze Woche die Spannung und Konzentration gehalten werden.

Insgesamt waren im Vierer-ohne 18 Nationen gemeldet. Im Vorlauf bekamen wir mit Kroatien, Grossbritanien, Schweiz, Russland und Spanien gleich eine starke Abteilung zugelost. Mit Kroatien und Grossbritanien waren immerhin die Sieger der internationalen Münchener Juniorenregatta mit am Start. Unser Vierer um Schlagmann Gregor und Richard im Bug ging diesen Vorlauf wie geplant entsprechend schnell an, um gleich vorne mitzufahren. Bei der 1000m Marke lagen wir knapp hinter Grossbritannien und vor Kroatien an zweiter Position. Da uns nur ein Sieg direkt ins Halbfinale gebracht hätte und die Briten noch einen starken Zwischenspurt einlegen konnten, nahm unser Vierer etwas an Geschwindigkeit heraus, um Kräfte für den Hoffnungslauf zu schonen.

Gregor Kolb (Treviris), Ivan Saric (Frankfurt), Sebastian Müller (Limburg), Richard Schmidt (Treviris)

Im Hoffnungslauf mussten wir tags darauf gegen Weissrussland, Polen, USA und Spanien antreten. Unser Ziel war es, den Hoffnungslauf von vorne zu fahren und möglichst frühzeitig die Kontrolle über das Feld zu bekommen. Dies gelang eindrucksvoll mit einem Vorsprung von fast 5 Sekunden bei 1000m, der bis ins Ziel souverän vor Weissrussland verteidigt werden konnte. Der Halbfinaleinzug war damit geschafft ohne an die letzten Reserven herangehen zu müssen.

Im Halbfinale bekamen wir es dann mit Rumänien, Kroatien, Polen, Österreich und Serbien/Montenegro zu tun. Die Ausgangslage war klar: Nur die ersten drei Boote würden sich für das Finale qualifizieren. Es zeigt sich bei internationalen Meisterschaften immer wieder, dass die Halbfinals häufig schwieriger zu fahren sind als die Finals und schon so mancher Favorit an dieser Hürde gescheitert ist. Dementsprechend war unsere Planung, die Geschwindigkeit der ersten 1000m aus dem Hoffnungslauf mitzunehmen, um dann auf der zweiten Streckenhälfte möglichst frühzeitig Wasser zum viertplatzierten Boot zu legen. Auch dies gelang unserem Boot mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Lediglich das rumänische Boot lag am Ende 2 Sekunden vor uns. Das erste grosse Ziel, die Finalteilnahme, war somit erreicht.

Vor dem Finale war klar, dass unsere Mannschaft nur dann eine Medaillenchance hat, wenn sie auf der zweiten Streckenhälfte über sich hinauswachsen würde. Für das Finale hatten sich neben unserem Boot qualifiziert: Rumänien, Kroatien, Kanada, Weissrussland und die Schweiz. Vom Start weg dann gleich ein Dreikampf an der Spitze: Rumänien vor Kroatien, dann unser Boot, dicht gefolgt von Kanada und Weissrussland, am Ende des Feldes die Schweiz. In dieser Reihenfolge geht es über die Streckenhälfte. Dann übernimmt Kroatien die Führung vor Rumänien, unsere Mannschaft weiter auf dem dritten Platz. Ab der 1500m-Marke wird gnadenlos gespurtet; das schweizer Boot kann nicht mehr folgen und muss abreissen lassen. Kurz vor dem Ziel übernimmt Rumänien wieder die Führung, Kroatien dicht dahinter auf dem zweiten Platz. Wir werden noch einmal hart angegriffen vom kanadischen Boot, auch Weissrussland gibt sich noch nicht geschlagen. Auf den letzten 100m zieht Gregor noch einmal die Schlagzahl hoch auf 42 Schläge pro Minute. Dann der Zieleinlauf: Rumänien vor Kroatien; wer aber hatte Bronze gewonnen, Deutschland oder Kanada ? Das Zielfoto gibt Aufschluss: Bronze für unsere Mannschaft mit 21/100 s Vorsprung vor Kanada. Riesenjubel als das offizielle Ergebnis verkündet wird. Völlig ausgepumpt aber überglücklich legt die Mannschaft am Siegersteg an.

Medaillenzeremonie – Nationalhymne für die siegreichen Rumänen – Sprechchöre der zahlreich angereisten deutschen Fans. Beeindruckende Momente und eine grossartige Stimmung an der Strecke während der Finalläufe.

Wie hart diese Medaille erkämpft war zeigt anschliessend der Blick auf die Zwischenzeiten: Auf den letzten 500m waren unser Boot, die Kanadier und die Weissrussen mit Zeiten von 1:30 min oder darunter jeweils schneller als auf den ersten 500m !

Mit dem Gewinn der Bronzemedaille geht für Richard und Gregor eine tolle Saison zu Ende. Mit dem 1. Platz auf der deutschen Rangliste im Zweier-ohne in Hamburg, dem Jugendmeistertitel im Vierer-ohne in Essen und dem Gewinn der Bronzemedaille auf der Junioren-WM haben die beiden phantastische Erfolge in ihrer ersten (!) Saison im Junior-A Bereich erzielt. Dies im nächsten Jahr überhaupt noch zu steigern wird unglaublich schwer. Daher heisst es jetzt erst einmal den Augenblick zu geniessen und kräftig zu feiern.