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Eurega 2016Bonn |
Dem Rudern auf dem Rhein eilt aufgrund der starken Strömung, der sehr hohen Wellen und der extensiven Schifffahrt ein besonderer Ruf voraus. Dementsprechend gilt die Europäische Rheinregatta (Eurega), die über 45km (von Neuwied nach Bonn) und über 100km von St. Goarshausen nach Bonn ausgetragen wird, als eine der reizvollsten, aber auch härtesten Langstrecken-Regatten Deutschlands. Andreas Mader und Ute Recker-Hamm stellten sich in Renngemeinschaft mit Jana Bajzova und Michèle Spriet vom Luxembourg International Rowing Club (LIRC), sowie Steuermann Robert Thomas Mayer vom Bonner Ruderverein 1882 (BRV) bei der 25. Auflage der Eurega dieser Herausforderung. Nachdem mehrfach angesetzte gemeinsame Trainingstermine beim LIRC in Schwebsange aufgrund Hochwassers, winterlicher Witterungsverhältnisse und Erkrankungen abgesagt werden mussten, waren die Erwartungen im Vorfeld eher gering. Als die Wetterprognose für den Regattatag am 7. Mai 2016 jedoch das erste sommerliche Wochenende des Jahres mit besten Bedingungen vorhersagte, lösten sich vorhandene Bedenken in Vorfreude auf. So ging die Renngemeinschaft bei strahlendem Sonnenschein, Temperaturen um 25 Grad und leichtem Schiebewind gegen 12 Uhr in Neuwied mit fliegendem Start ins Rennen über 45 Kilometer. Bereits bei der Ausfahrt aus dem Neuwieder Seitenarm in den Rhein bekamen die noch Rhein-unerfahrenen Mannschaftsmitglieder einen Eindruck davon, was es bedeuten kann, auf der Hauptwasserstraße Deutschlands zu rudern. Wellen warfen das Boot hin und her, auf und ab und nur die angebrachten Auf- und Anbauten verhinderten ein Vollschlagen des Bootes. Gleichermaßen musste sich der Rhein-erfahrene Steuermann zunächst daran gewöhnen, dass die Rheinneulinge bei derartigen Verhältnissen, plötzlich auftauchenden Containerschiffen usw. etwas nervös wurden und nicht souverän, entspannt und mit ganzer Kraft weiter ruderten. Nachdem diese erste unruhige Passage gemeistert war, zeigte sich der Mittelrhein von seiner schönsten, fast touristischen Seite. Auch das gefürchtete Andernacher Loch mit seinen stehenden Wellen konnte gut bewältigt werden. Steuermann Robert Thomas Mayer fand aufgrund seiner großen Erfahrung eine gute, aber dennoch regelkonforme Fahrtlinie und sparte der Mannschaft so wertvolle Kraft, die später noch benötigt wurde. In besonderem Maße war dies beim Queren des Rheins zwischen Unkel und Bad Honnef zu spüren, als der Abstand zu einer vorausfahrenden Mannschaft aufgrund der guten Fahrtlinie deutlich verringert werden konnte. Wie geplant wurden nach 15 und 30 Ruderkilometern kurze Trinkpausen eingelegt, die wegen der sommerlichen Temperaturen nötig waren. Die Passage der Insel Nonnenwerth durch den Rheinseitenarm bescherte dem Team Verhältnisse wie auf der heimischen Mosel, so dass der Abstand zur Verfolgermannschaft hier vergrößert werden konnte. Der aufkeimende Optimismus, die letzten Kilometer in einer wirklich guten Zeit absolvieren zu können, wurde aber von einem 5 Kilometer langen üppigen Wellenfeld bei der Wiedereinfahrt in den Rheinhauptarm, deutlich gedämpft. Die inzwischen schmerzenden Muskeln und Hände akzeptierten diese neue Herausforderung nur unter Protest und den Köpfen wurde einiges an Durchhaltewillen abverlangt. Schließlich ging es unter letztmaliger Erhöhung der Schlagfrequenz auf die letzten 1000 Meter und die Mannschaft erreichte das Ziel in einer Zeit von 2 Stunden, 32 Minuten und 6 Sekunden, womit sie den 5. Platz in der Gruppe Mixed Masters C belegte. Die Platzierung im Mittelfeld der Altersklasse ist insofern bemerkenswert, als die Renngemeinschaft LIRC und RVT als einziges Team mit drei Ruderinnen und einem Ruderer an den Start ging, während alle anderen Mixed-Teams wie üblich mit jeweils zwei Männern besetzt waren. Insgesamt war es aufgrund der guten äußeren Bedingungen und der hervorragenden Organisation durch den Bonner Ruderverein ein schönes, interessantes und aufregendes Ragattaerlebnis. Rudern auf dem Rhein ist sicher keine allzu grandiose Erfahrung für filigrane Techniker, wohl aber für Langstreckenliebhaber, die es etwas abenteuerlicher mögen. Nicht unerheblich ist ferner die Logistik für eine Euregateilnahme. Das Boot muss speziell für den Rhein ausgestattet werden, Mannschaft und Material müssen bei einer Streckenregatta zwischen Ziel und Start hin und her transportiert werden. Hier gilt der besondere Dank dem LIRC, der das Boot 'Bonne Chance' zur Verfügung stellte, und insbesondere Michael Mayer (LIRC), der die gesamte Transportlogistik übernahm.
Eurega-Team im Ziel Bericht von Ute Recker-Hamm |