Studentische Treverer überraschen bei den Oxford City Bumping Races 2019

 

Am Sonntag, 28. April 2019 nahm eine Gruppe von RVT-Studierenden an einer für uns neuen und ungewohnten Regattaform teil, nämlich an den Oxford City Bumping Races. Anders als Rennen auf den klassischen Regattabahnen sind Bumpraces Verfolgungsrennen, die traditionell in Oxford und Cambridge ausgetragen werden. Die Oxford City Regatta wird jährlich auf der Themse, die hier „Isis“ genannt wird, vom City of Oxford Rowing Club für die Bootsklasse Riemenvierer mit Steuerfrau/-mann ausgerichtet.

Die Boote sortieren sich hintereinander in einer Reihe in gleichem Abstand. Alle Mannschaften starten mit dem Startsignal zur selben Zeit mit dem Ziel, die vordere Mannschaft einzuholen. Ein Bump ist erfolgt, wenn der Bug des eigenen Bootes das Heck des vorderen für mehrere Ruderschläge überschneidet. In dem Fall kann die Mannschaft, die erfolgreich gebumpt hat, an die Seite fahren und der Gebumpte setzt das Rennen weiter fort. Die Oxford City Bumping Races bestehen aus 4 Rennen auf der 1800m langen Strecke. Ein erfolgreicher Bump hat eine vordere Startposition im nächsten Rennen zur Folge, sodass sich die besseren und schlechteren Mannschaften schnell zueinander ordnen. Zu jeder Mannschaft gehören neben den Ruderern und der Steuerperson auch ein Marshall und ein Poleman. Marshalls begleiteten die Teams während der Rennen auf dem Rad, beurteilen, ob ein Bump erfolgt ist und geben der Mannschaft ein entsprechendes Signal. Marshalls begleiten daher stets fremde Teams. Der Poleman hält die Mannschaft vor dem Start an der korrekten Position.

Das Oxford City Bumping Race 2019 war in zwei Divisions zu je 10 Teams eingeteilt. Die Startreihenfolge des ersten Rennens wurde von den Veranstaltern nach Rudererfahrung und Vorjahres-Ranking festgelegt. Für den RVT als einziges ausländisches Team starten Sebastian Latz, Marian Pohlenz, Piotr Wozniczka und Alexander Schmitz mit ihrer Steuerfrau Berenika Kotelko vom Jesus College Boat Club (JCBC) von der 5. Position der zweiten Division. Als Marshalls fungierten Anita Latz und Simon Hulse (JCBC).

Als Bumping Race Novizen waren wir im ersten Rennen darauf eingestellt, über die gesamte Distanz von 1800m zu gehen. Zwischen uns und unseren Verfolgerbooten erruderten wir eine beachtliche Distanz, waren zu keinem Zeitpunkt gefährdet und erreichten leider nur fast die vor uns fahrende Mannschaft des Corpus Christi College. Im zweiten Durchgang, in den wir weiterhin von der 5. Position starteten, änderten wir unsere Taktik in "fly and die": Alles raus auf den ersten 500 Metern, bumpen und wenn das nicht gelingt, Schlagfrequenz reduzieren und nicht gebumpt werden, lautete jetzt unser Plan. Und er gelang: Schon nach kurzer Distanz bumpten wir den St. Hughs Boat Club, konnten den zweiten Durchgang vorzeitig beenden und so wertvolle Kräfte bei starkem Gegenwind sparen. Leider konnte uns Corpus Christi jedoch wiederum knapp entkommen. Im dritten Rennen starteten wir von Position 4, hielten an der erfolgreichen Taktik fest und bumpten den Linacre Boat Club, während Corpus Christi erneut knapp entkam, weil sie selbst früher bumpten als wir und ihr Rennen beenden konnten. Im 4. und letzten Durchgang starteten wir von Position 3 hinter Corpus Christi (Startposition 2) und dem Oxford Academicals RC (Position 1). Unser Ziel war klar, Corpus Christi zu stellen. Corpus Christi bumpte die Academicals kurz bevor wir sie erreichten, sodass sie vorzeitig aus dem Rennen waren. Uns blieb nur die Verfolgung der Oxford Academicals, was uns kurz darauf gelang. Am Ende stand also der 2. Platz der zweiten Division zu Buche.

Der Jesus College Boat Club lieh uns das Regattaboot und stellte mit Berry eine überaus erfahrene Steuerfrau, die dank ihrer Ortskenntnis bei engen Bedingungen eine unerschrockene Kampflinie fuhr, die uns wertvolle Meter sparte. Wir danken dem JCBC für seine Gastfreundschaft und alles, was er und insbesondere sein Präsident Simon Hulse während unseres Aufenthalts für uns getan haben.

Die Teilnahme an einem Bumping Race war eine aufregende Sache („Noch ein Rennen mehr und wir hätten Corpus Christi gehabt!“), bei dem wir viele neue Eindrücke gesammelt haben. Schon bei der Rückreise wurden Pläne geschmiedet, ob wir im nächsten Jahr wieder teilnehmen sollen, denn schließlich hätten wir dann eine gute Ausgangsstartposition zu verteidigen! - Schön zu erleben war, welchen Stellenwert Rudern in Oxford und in England im Allgemeinen hat. Nach anfänglichem britischen Zweifel, ob denn „eine Mannschaft vom Kontinent“ wohl bei einem Bumping Race erfolgreich sein könnte, wurden wir angefeuert und haben viel Zuspruch für unsere Bumps erfahren. Kurios erschien uns der Stellenwert der Schwäne auf der Themse, die als Eigentum der Königin besonders geschützt sind, die nicht vertrieben, geschweige denn mit einem Riemen touchiert werden dürfen und für die ein Rennen schon mal ausgesetzt wird.

Die Regattateilnahme kam zustande im Rahmen einer Exkursion der Hochschulgruppe Rudern, die vom Senat der Universität Trier und vom AK Sport der Uni Trier sehr großzügig finanziell unterstützt wurde. Ohne sie wäre die Reise nicht möglich gewesen. Im Sommer 2020 wird anlässlich des 50. Neugründungsjubiläums der Uni Trier ein akademisches Achterrennen auf der Mosel stattfinden und wir hoffen dort auch auf Gäste aus Oxford.

Regattabericht von Anita Latz, Piotr Wozniczka, Sebastian Latz und Ute Recker-Hamm