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Schmidt erneut Vizeweltmeister im Achter
Das "Duell der Giganten" geht in die nächste Runde. In den letzten Jahren gab es nur einen Zweikampf um die Weltspitze der Achter- Crews: den zwischen Deutschland und England. Nach dem WM- Finale samt englischem Sieg auf dem Lac d'Aiguebelette am gestrigen Sonntag, den 06.09.2015 ging er in die Verlängerung.
Die USA und Kanada (immer noch Inhaber der Weltbestzeit) spielen keine Rolle in dem Wettkampf, aus dem Deutschland in den letzten Jahren 3 Mal als Weltmeister hervorging, England zuletzt 2x, wenn auch der Sieg im letzten Jahr in Amsterdam das "Geschmäckle" einer Benachteiligung für das deutsche Paradeboot hatte, weil die Bahnverteilung nicht der üblichen Vorgehensweise entsprach.
In diesem Jahr war alles korrekt, England und Deutschland starteten am Sonntag um 14.45h nebeneinander auf den Mittelbahnen. Weiterhin im Finale: die Niederlande, Neuseeland, Russland und Italien.
Am Start kam das deutsche Boot mit Hannes Ocik (Schlag) und Richard Schmidt (Schlagübernahme, RV Treviris) am besten weg, jedoch kam die englische Crew um Schlagmann William Satch gut mit und legte schon die beste 500m- Zeit vor. Von da an fuhren sie dem Deutschlandachter auf eine knappe halbe Länge weg, während dieser sich gegen den Angriff des neuseeländischen Bootes wehren musste. Auch die Niederlande kamen gut mit, das Feld war insgesamt eng zusammen.
Ab 1500m begann das Feld dann, sich auseinander zu ziehen, als es in den Endspurt ging. Der deutsche Achter ist für die Spurtstärke bekannt, zunächst schien er aber nicht zu zünden - der Abstand zu den Briten blieb unverändert. Dann endlich setzte sich das Boot behäbig aber stetig wie eine Dampflok in Bewegung: es schien, als würde dem englischen Boot pro Schlag ein Ruderplatz abgenommen, gleichzeitig fielen die "Kiwis" ab. Die Niederlande konnten den Speed noch ein wenig mitgehen, aber zu keiner Zeit angreifen. Vorne also ein 400- Meter- Zweikampf, mit den Briten als am Ende deutlich langsameres Boot, Deutschland mit 1,22er- Schnitt auf 500. Hier zeigt sich die Taktik der letzten Jahre: Die Briten wollen das Rennen mit hoher Grundschnelligkeit von vorne kontrollieren, die Deutschen - die das eigentlich auch wollen - reagieren darauf mit "Dranbleiben", den Gegner müde fahren und dann im Spurt angreifen.
Doch die Ziellinie kam an diesem Sonntag allzu schnell: 18 Hundertstel fehlten auf die britischen 5:36:180 - ein Viertel Luftkasten - vielleicht 3 Schläge mehr hätten den Deutschlandachter nach vorne geschoben, bei England schien der Tank bei 1990m leer zu sein. Die Niederlande wurden dritter, Russland Vierter, NZL Fünfter, Italien Letzter.
Trotzdem war man hier unter gleichen Vorzeichen angetreten und zollte dem Sieger am Ende Respekt: auch wenn es jetzt nach WM- Titeln unter den sich überwiegend bekannten Sportlern 3:3 steht.
Die USA, die irgendwann 2005 Jahren aus den Titelkämpfen ausgestiegen sind, gewannen das B- Finale in einer sehr guten Zeit von 5:27 min.
Auch sonst war Bundestrainer Schwarzrock zufrieden: man hatte sich 3- 4 Medaillen in olympischen Bootsklassen vorgenommen, 4 sind es geworden.
Allein der Doppelvierer der Männer allerdings wurde der Favoritenstellung gerecht: bereits am Samstag waren die Herren Gruhne, Schoof, Wende & Schulze mit Abstand vor Australien und Estland Weltmeister geworden.
Der Doppelvierer der Frauen war ebenfalls Goldkandidat, hier mussten sich Schmidla, Arnold, Baer und Thiele am Ende den Amerikanerinnen in einem fulminanten Spurt geschlagen geben und gewannen Silber.
Auch der Doppelzweier Hacker/ Krüger wurde - sicherlich etwas enttäuschend- Vierter und verpasste die Medaille knapp. Dafür fuhren jedoch Julia Lier & Mareike Adams im Doppelzweier überraschend zu Bronze.
Die Mainzer Moos/ Osborne im LG- Doppelzweier verkauften sich im Finale etwas unter Wert, nachdem sie noch im Halbfinale im fulminanten Endspurt das Ticket für's Finale und damit für Rio gelöst hatten. Doch auf der ersten WM der "Großen" ist ein sechster Platz sicherlich ein ordentliches Abschneiden, am Ende hatte man nur vielleicht im Halbfinale zu viele Körner gelassen: das ist sicherlich reine Erfahrungssache, sich das auf internationalem Topniveau richtig einzuteilen.
Alle genannten Boote - insgesamt 9 Klassen - schafften damit bereits jetzt die Qualifikation für Rio 2016 und können sich voll auf diese Wettkämpfe vorbereiten.
Ob man das mit heutigem Stand möchte, ist die Frage - denn aus der Lagune, auf der die Ruder- und Kanu- Wettkämpfe stattfinden sollen, wurden kürzlich an einem Tag 21 Tonnen (!) Fischkadaver entfernt. Auf der diesjährigen Junior- WM dort erkrankten 13 Sportlerinnen und Sportler der Amerikaner, die die Wasserqualität dafür verantwortlich machen. Auch bei den Seglern gibt es wohl bereits Erkrankungen durch multiresistente Keime. Bereits 2014 schrieb die Wochenzeitung "Die Zeit": "Rio schwimmt in der Scheiße" - man wird sehen, ob dieses Gemisch aus Latrine, Industriemüll und Chemieabfällen bis 2016 verschwunden ist - vielleicht kann Olympia hier - außer vollen Taschen bei Verbänden und Regierung - wirklich etwas erreichen: eine Verbesserung der Lebensumstände vor Ort.
Nicht unterschätzen darf man die nicht- olympischen Bootsklassen:
hier gewann Deutschland im LG- Männer- Achter und im LG- Frauen Doppelvierer Gold; der LG- Doppelvierer der Männer mit Philipp Grebner (Mainz) und der "Zweier mit" mit Jonas Wiesen (RG Treis- Karden) am Steuer jeweils Silber! Bronze gewann noch der LG- 2- der Männer.
03.09.2015
Der Deutschlandachter steht mit Richard Schmidt (RV Treviris) als Mitfavorit im Finale der WM im französischen Aiguebelette - Eurosport überträgt regelmäßig. Allerdings gibt es aufgrund der Abmeldung der Rumänen kein Halbfinale. Auch der Vierer ohne sowie der "Zweier mit" zogen bereits ins Finale ein, ebenso wie der Doppelvierer der Frauen. Für den Doppelvierer der Männer kommt es in diesen Minuten auf einen gelungenen Halbfinallauf an - auch sie sind Titelkandidaten.
Kurz vor Mittag ist der leichte Doppelzweier aus Mainz (Osborne/ Moos) unter Trainer Sens ins Finale eingezogen! Die 2. "Profi- Saison" der Mainzer Jungs ist mehr oder weniger "daneben gegangen", aber jetzt doch sensationell gerettet.
Ansonsten ist die Bilanz durchwachsen: Der Frauenachter ist raus, beide Einer, der leichte Vierer ohne der Männer - teils allerdings alles in neuer Besetzung, die Vorbereitungszeiten waren kurz. Schade daran: mit der Finalteilnahme löst man auch das Ticket für Rio 2016. Wer hier nicht dabei ist, muss sich auf einer letzten Qualifikationsregatta Ende Mai 2016 (!) beweisen - um dann wenige Wochen später in den Flieger zu steigen. Für die Trainer dürfte bis dahin Eines schwierig werden: Das Training wird so gestaltet, dass alle zum Höhepunkt in Rio auf den Punkt fit sind. Es wird aber auch für die Qualifikationsregatta nicht reichen, eben noch nicht ganz auf der Höhe zu sein.
Auch Bundestrainer Markus Schwarzrock musste bereits gestern eingestehen: "das war kein schöner Tag". Dass wie in London 2012 deutsche Boote in 14 verschiedenen Klassen antreten werden, ist unwahrscheinlich und wird innerhalb des DRV die Diskussion um Trainingsbedingungen und Sportförderung nich eben abebben lassen. Auch das deutsche Diskus- As Robert Harting stößt mit der deutschen Sportlotterie - insbesondere was die Leistungen und den Trainingsaufwand der Wassersportler angeht - ins gleiche Horn.
Am Wochenende überträgt Eurosport die Finale.
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