Deutschlandachter Vizeweltmeister in Südkorea

 

„Nur Silber“ bei der WM? Deutschlandachter Vizeweltmeister in Südkorea.

Richard Schmidt wird mit dem Deutschlandachter Vizeweltmeister- Gold geht erstmals an England. Rekorde fuhren Andere ein.

Am Ende waren es die befürchteten Konkurrenten, die den Unterscheid ausmachten. Groß war der Wille bei England, endlich den Deutschlandachter zu schlagen: dafür „opferten“ sie ihren siegesgewohnten Vierer Ohne und setzten die Crew in den Achter. Vom Start am Besten weg kam wie immer das grüne Boot der Deutschen, doch bereits bei 500 Metern waren die beiden Konkurrenten gleichauf. Während beide Boote so dem Feld langsam davon fuhren, fuhren die Briten auch bis 1400 Meter einen Vorsprung von fast einer halben Länge heraus. Hier wurde klar, dass die britische Taktik im Gegensatz zum olympischen Finale von London aufzugehen schien: Auch da hatten die Briten das deutsche Boot früh attackiert und die Mannschaft nicht dazu kommen lassen, das Rennen wie gewohnt von vorne gestalten zu können – waren dann aber trotz Führung auf den letzten Metern derart eingebrochen, dass Deutschland und auch Kanada bei der Heim- Olympiade noch vorbeiziehen konnten. Dieses Mal ließen die Deutschen sie auf der Mittelstrecke ein Stück zu weit entkommen, um sie am Ende im Spurt noch einholen zu können. Als die Boote die Ziellinie überfuhren, sah es aus, als hätte der Deutschlandachter nur wenige Schläge gebraucht, um doch wieder Weltmeister zu werden. Eine halbe Sekunde- ein Luftkasten- lag da noch zwischen den Booten.  Waren die Engländer einfach zu stark oder war die deutsche Taktik nicht 100% richtig?Christoph Wilke hatte aber eine Erklärung parat:„Im ersten Moment hatte ich das Gefühl, dass wir Gold verloren haben. Irgendwo haben wir aber auch Silber gewonnen, wenn man mal das Jahr rückbetrachtet - wir hatten nicht genug Trainingskilometer, um unseren Streckenschlag einzuüben. Da haben uns die Briten dieses Jahr den Schneid abgekauft. Mehr ging heute nicht.“ Auch Max Reinelt konstatierte: „Für eine nach-olympische Saison war es ganz gut, was wir rausgeholt haben. Die Sprints kamen gut, uns fehlte aber eine konstant hohe Grundgeschwindigkeit. Der Abstand zu den Briten ist aber nicht groß. Wir wissen ja alle, wie es geht. Nach vier Jahren Extremsport braucht der Körper auch irgendwann mal seine Pause, damit er nicht in seine Einzelteile zerfällt.“

Bundestrainer Ralf Holtmeyer wusste auch, dass ein paar Zehntel nicht viel sind - insbesondere, weil die Engländer ihre stärksten Leute im Boot hatten – während in Deutschland in der nacholympischen Saison traditionell „umgebaut“ wird. Gerade vor dem Hintergrund ist überhaupt eine Medaille auf der WM nicht selbstverständlich, denn auch die weitere Konkurrenz hatte über die Saison ihre Klasse bewiesen. Insofern gratulieren wir Richie und dem Achter ganz herzlich zu ihrer Silbermedaille und dem konstant hohen Leistungsniveau.

Achter, Finale: 1. Großbritannien 5:30,35 Minuten, 2. Deutschland-Achter (Eric Johannesen, Richard Schmidt, Kristof Wilke, Anton Braun, Felix Drahotta, Maximilian Reinelt, Hannes Ocik, Maximilian Munski, Steuermann Martin Sauer) 5:30,89, 3. USA 5:33.92, 4. Polen 5:35,59, 5. Niederlande 5:37,11, 6. Frankreich 5:37,19.

Auch der Männer- Doppelvierer – ebenfalls Olympiasieger - musste sich nur den stetigen Konkurrenten aus Kroatien geschlagen geben und gewann Silber. Am Erfreulichsten war „Gold“ für den Frauendoppelvierer (Thiele/ Richter/ Bär/ Oppelt), die damit auch ihrem Trainer Sven Ueck ein Geburtstagsgeschenk machten. Silber für den Männer- Zweier- mit sowie Bronze für den leichten Doppelzweier der Frauen (Müller/ Noske) waren ebenfalls erfolgreich (aber eben nicht immer „olympische Bootsklasse“) – dass Marcel Hacker im Einer Bronze gewann (mit immerhin 35 Jahren) ist beachtenswert- nach Ansicht Vieler stand sich Hacker in den letzten Jahren allzu oft selber im Weg.

Man mag es kaum glauben, aber es war – trotz einigen olympischen Goldmedaillen – der erste WM- Titel im Achter überhaupt für England und Ihren deutschen Trainer Jürgen Grobler.

Während der starke englische Vierer- ohne mit Namen wie Peter Reed oder Andrew Triggs- Hodge im Achter saß, hatte man evtl. erwartet, dass der englische Riemenbereich eventuell „schlechter“ geworden wäre: zwar reichte es nicht zur Medaille, jedoch war auch der englische Vierer Ohne im Finale, während das deutsche Boot im B- Finale nicht überzeugen konnte. Sieger hier wurden die Niederländer nach tollem Sprint in einem der spannendsten Rennen des Tages – am Ende musste Erbrochenes aus mehreren Booten gespült werden.

Bald nur noch eigene Rekorde brechen können die Neuseeländer Eric Murray und Hamish Bond im Zweier Ohne: sie sind jetzt 16 internationale Regatten lang ungeschlagen (und zum 5. Mal Weltmeister). Germain Chardin, Silbermedaillengewinner aus Frankreich, konnte auch nur konstatieren, im Moment könne man nur versuchen, so nah wie möglich heranzukommen. Von einem Sieg sprach niemand.

Wenn Deutschland auch mit 8 Medaillen (1G, 5S, 2B) aus Südkorea nach Hause kommt (am Erfolgreichsten: Italien, ebenfalls 8, jedoch 3 x Gold, 2x Silber, 3x Bronze), bleibt doch ein „Geschmäckle“, dass nach dem Achter im Riemenbereich im Moment wenig kommt. Ein Frauenachter war nicht am Start.