Olympia Newsticker

 

Mittwoch, 1. August 2012:

Deutschlandachter gewinnt Olympisches Gold!

Um 13.36 Uhr war es vollbracht. "The unbeatables" - der Deutschlandachter - hatte in einem überaus spannenden und grandiosen Rennen ein weiteres Kapitel seiner Erfolgsgeschichte geschrieben.

Vom Start gut weggekommen, machte sich der Deutschlandachter auf die Reise in ein Stück Sportler- Unsterblichkeit; in die Reihen der Wenigen, die im Messen der Besten der Welt Olympisches Gold gewinnen konnten.

Wie gewohnt kommt der Achter am Start als Erster weg, bevor es in die Nachstartphase geht. Mit kontrollierten Schlägen, sogar in der Schlagzahl etwas geringer als die Konkurrenz, aber mit überragender Wasserarbeit zieht er bei Gegenwind mit einem Luftkasten vor den Briten weg. Die Amerikaner- vorher nicht einzuschätzen- schon etwas zurück. Damit ist der Rennverlauf anscheinend wie vorhergesagt. Die Niederlande und Australien greifen in diesen Zweikampf nicht ein, nur Kanada hält Kontakt. Dann beginnen die Angriffe der Briten: so nicht erwartet. Kleine verdeckte Spurts bringen sie bis auf 0,4 Sekunden heran. Das ist nicht das, was man von den Briten vorher erwartet hatte: das ist mehr. Die Deutschen wehren sich, sie fahren kontrolliert, setzen immer wieder kleine Nadelstiche gegen die wilden Angriffe der Briten. Doch bei 1450 Metern eine Schrecksekunde für die deutschen Zuschauer: liegen die Briten in Führung? Mit Schlagzahl 38 liefern sie hier einen offenen, einen großen Kampf. Noch einmal aufatmen beim 1500- meter- Split: 0,2 Sekunden Vorsprung für die Deutschen.

Die Briten haben sich über die Saison alles aufgespart, sie haben vielleicht nie so angegriffen, wie in diesem Rennen. Steuermann Sauer hält die Moral hoch, er setzt Sprints, mehr und früher als sonst- das muss er auch: die Mannschaft aber reagiert, alles eingeübt in tausenden Trainingskilometern, in 35 rennen ohne Niederlage - das Mittelschiff mit Richard Schmidt stampft und zieht. Die Augen sind zu, die Beine schwer, der ein oder andere Kopf geht unsicher herum: Wo sind die Anderen? Warum trauen die sich das überhaupt, so nah ran zu fahren?! Aber auch die Briten müssen bald wieder erkennen: es gibt an diesem deutschen Boot heute kein Vorbeikommen. Wieder hat Deutschland bis 1600 Meter gekontert, GB hat anscheinend "überpaced", sie fallen ab. Nun sind die Deutschen wieder vorn, bei 1750 Metern ist ein Luftkasten Länge dazwischen.

Da greift Kanada mit seinem Endspurt an: 43er Frequenz! Was tun die Deutschen? Jetzt nicht nachlassen, jetzt keinen Fehler machen, die letzten Kräfte mobilisieren! Bei 1900 Metern scheint Schlagmann Wilke zu lachen - weiß er, dass ihnen der Lohn für die 4 Jahre Trainingsqual und Entbehrung bald nicht mehr zu nehmen ist? Dass sich die Tonnen an Gewichten gelohnt haben, die sie gestemmt haben? Hunderte Blasen an den Händen? Das Feld kommt nicht mehr heran. "Es reicht, es reicht" brüllt der Reporter außer sich in sein Mikrofon. In Trier fliegen die Arme beim Public Viewing in die Luft- wie bei Richard Schmidt. Es scheint sein Markenzeichen zu sein: während die Anderen erschöpft in sich zusammensacken, sich in den Armen liegen, reckt Richie alleine seinen Arm mit dem ausgestreckten Zeigefinger in den Nachmittagshimmel von Eton - wie um zu zeigen: hier sind wir! WIR SIND OLYMPIASIEGER!! Und WIR in Trier haben einen Olympiasieger!! Rang Zwei für Kanada, die Bronzemedaille für die Briten.

Wir danken dem Deutschlandachter für die erste Goldmedaille seit 24 Jahren und dafür, den Rudersport so überragend zu präsentieren. Dutzende Zeitungen hatten im Vorfeld berichtet, Fernsehen, Radio - ein Schritt zu mehr Bekanntheit unseres Sports.

Der RV Treviris gratuliert stolz und von ganzem Herzen seinem Mitglied Richard Schmidt mit der Mannschaft Martin Sauer, Kristof Wilke, Florian Mennigen, Lukas Müller, Maximilian Reinel, Eric Johannesen, Andreas Kufner und Filip Adamski! ein besonderer glückwunsch auch an Trainer Ralf holtmeyer, der nach 1988 seine zweite olympische Goldmedaille gewann.

Auch der Doppelvierer der Frauen erreichte im Finale Silber. Auch dazu unseren herzlichen Glückwunsch.

Nicht ins Finale Einziehen konnten leider die Zweier ohne der Männer und Frauen.

Ein Beitrag zum Public Viewing am RV Treviris soll heute Abend im "RTL Nachtjournal" gezeigt werden!

Dienstag, 31. Juli 2012:

Die Bahnen sind zugelost!

Für's große Finale morgen werden langsam die letzten Fragen geklärt. Heute wurden die Bahnen ausgelost. Für Mittwoch Mittag sind auf dem Dorney Lake Böen aus Südwest vorhergesagt. Das macht es für alle Crews nicht leichter. Auf Bahn eins starten die Niederlande, dann die Briten, die USA, der Deutschlandachter auf Bahn 4, dann Kanada und außen Australien. Immerhin hat der Deutschlandachter die letzten Wochen vor Olympia auf dem Ratzeburger See trainiert, um auf genau diese Windverhältnisse eingestellt zu sein.

Langsam steigt im deutschen Lager die Spannung wieder, nachdem man ganz entspannt den anderen Teams bei den Hoffnungsläufen zusehen und vor Allem Kraft sparen konnte. Diese Kraft sollte für das große Ziel helfen - denn es wird wohl niemand im Boot sein, der mit der Serie von 34 gewonnen Rennen und 3 Weltmeistertiteln im Rücken zu Olympia fährt um bloß "dabei zu sein", auch wenn das alleine schon Anlass genug ist. Steuermann Martin Sauer weist darauf hin, dass die Anspannung auch wichtig sei, um die beste Leistung abzurufen.

Stärkster Konkurrent wird nach Ansicht des Bundestrainers Ralf Holtmeyer weiterhin Großbritannien bleiben, während der britische Schlagmann Constantine Louloudis sich gegenüber der heimischen Presse bewusst zurückhaltend gibt: "Wir sind in einer guten Ausgangsposition...für Silber."

Überhaupt stellt sich die Presse (neben der erfreulichen Tatsache, das alle Zeitungen in großen Worten und Bildern übers Rudern berichten!) ebenfalls die Frage, wer denn den deutschen Achter noch stoppen soll. Die FAZ schrieb vom Wunderteam, "das für die Konkurrenz zum Albtraum" werde. Der Kölner Stadtanzeiger schrieb: "Deutscher Achter bringt englische Fans zum Schweigen". US- Trainer Mike Teti steigerte das noch: "Die deutschen sind auf einem anderen Niveau als alle anderen - sie sind unschlagbar!"

Hoffen wir, dass er morgen Mittag um 13.36h noch Recht hat! Dann wird die größte aller Fragen - die nach dem Olympiasieger 2012 - ebenfalls gekärt sein und wir hoffen, dann Einen in unseren Reihen zu haben!

Dienstag, 31. Juli 2012:

Am heutigen Dienstag fanden die Habfinalrennen weiterer Bootsklassen statt:

Marie- Louise Dräger und Marcel Hacker im Einer zogen jeweils ins Halbfinale ein. Hacker wurde nur bezwungen vom starken Briten Alan Campbell. Andererseits hießen die Gewinner der weiteren Viertelfinals: Mahe Drysdale, Lassi Karonen und Ondrej Synek. Das sind große Hürden, die es zu nehmen gilt, will Hacker eine Medaille gewinnen: allerdings fuhr er mit 6.54.18 Minuten eine der schnellsten Zeiten.

Marie Louise Dräger ist ebenfalls eine Runde weiter, hinter Kim Crow (AUS) und Emma Twigg (NZL) reichte ihr der dritte Platz mit 20 Sekunden Rückstand. Mit 50 Sekunden Rückstand Letzte wurde Soulmaz Abbasiasad aus dem Iran, die mit Kopftuch ein ungewohntes Bild bot.

Der Leichte Vierer ohne der Männer, in dem bis letztes Jahr noch die Schömann- Brüder aus Zeltingen saßen, schied im Halbfinale aus. Der Angriff auf die Briten kam bei 1500 Metern zu spät, denn die dazwischen liegenden Schweizer und Niederländer konterten den Spurt und hielten den Abstand. Großer Ärger herrschte nachher im deutschen Boot.

Ärgerlich ist sicher auch das Abschneiden des vor Jahren noch so erfolgreichen Frauenachters, bei dem man immer auf das junge Durchschnittsalter verwies und die Chance im Hoffnungslauf. Auch dieser ging heute verloren; mit 12,5 Sekunden Rückstand auf die Siegerinnen aus den Niederlanden muss sicherlich nicht nur physisch Aufbauarbeit geleistet werden.

Am ärgerlichsten war jedoch sicherlich das Rennen im Männer-Doppelzweier von Knittel/Krüger. Bis 1500 Meter kämpften Sie mit den führenden Argentiniern, die ihrerseits dagegen hielten. Als sie auf eine halbe Länge heran waren, begannen die Spurts der benachbarten Neuseeländer und Italiener. Kurze Zeit lagen die Bugspitzen mit den Nummern 2, 3 und 4 gleichauf; dann wurde schnell sichtbar, dass das deutsche Boot den Tank bereits leer gefahren hatte -  und sich auf Platz vier durchreichen lassen musste. Möglicherweise hätte es hier gereicht, hätte man lediglich versucht, das restliche Feld auf Distanz zu halten.

Montag, 30. Juli 2012:

Das Achter-Finale ist komplett!

Deutschland trifft am Mittwoch im olympischen Finale in der „Königsklasse“ auf die USA, Großbritannien, Kanada, die Niederlande und Australien. Im Hoffnungslauf am heutigen Vormittag waren die Briten erneut die Schnellsten – und damit neben den USA vermeintlich am nächsten dran am deutschen Boot –, aber die Kanadier zeigten sich stark verbessert und lassen darauf schließen, dass sie weder am Samstag im Vorlauf noch heute schon alles gezeigt haben. Polen und die Ukraine fahren wie erwartet das B-Finale. Richie (Richard Schmidt) selber war mit dem ersten Rennen sehr zufrieden – aber für Mittwoch wollte er keine Prognose wagen.

Auch weitere deutsche Boote sind bisher erfolgreich und machen Hoffnung auf eine Verbesserung des deutschen Medaillenspiegels. Marcel Hacker zeigte sich schon am Wochenende im Einer von seiner besten Seite (die hatte man schon länger nicht gesehen) und fuhr nach seinem Weltcup-Sieg nun auch hier direkt ins Halbfinale. Ebenso weiter sind der Doppelvierer der Männer, der seinen Lauf, mit Wasser zwischen sich und dem britischen Boot, gewann und nur Hundertstel langsamer war als die ebenfalls favorisierten Kroaten.

Am heutigen Montagmorgen fuhren unter Anderem sowohl der Zweier ohne der Männer als auch der Vierer ohne. In Letzterem sitzen ehemalige Achter- Männer, unter anderem der ehemalige Schlagmann des Achters und Partner von Richie, Sebastian Schmidt aus Mainz. Die Mannschaft im Boot – wie Kanada „italienisch geriggert“ – war erst spät gefunden worden und es sah vielleicht etwas nach „aussortiert“ aus. So schienen die 4 das auf den ersten Metern noch zu bestätigen: bei 1500 Metern führte Australien, Deutschland noch auf Platz 5. Auf den letzten 350 Metern allerdings zündeten sie alle Raketen und fuhren in einem fulminanten Endspurt auf Platz zwei hinter Australien ein, die bei Schiebewind einen neuen Olympiarekord aufstellten. Beide Boote waren schneller als die Mitfavoriten aus Großbritannien im anderen Feld. Damit haben sie sich verdient direkt für das Halbfinale qualifiziert, ohne in einen weiteren Hoffnungslauf zu müssen, werden allerdings irgendwann wieder auf Australien und die Briten treffen. Im britischen Boot sitzen dann unter Anderem Reed und Triggs-Hodge, die vorher den Neusseländern harte Konkurrenz im Zweier ohne waren.

Im Zweier Ohne fuhren Drahotta und Braun in ihrem Lauf mit deutlichem Vorsprung vor den USA ins Halbfinale und dürften damit enormes Selbstvertrauen getankt haben. Am Ende führt aber doch anscheinend kein Weg an Murray und Bond aus Neuseeland vorbei, auf die sie am Mittwoch im Halbfinale (12.00 Uhr) treffen. Man darf gespannt sein, wo die Deutschen sich dann wieder finden.

Selbstvertrauen braucht auch der deutsche Frauenachter, dessen Crew im Schnitt erst 22 Jahre alt ist, um im Hoffnungslauf noch das Finale zu erreichen. Dafür haben sich Marlene Sinnig und Kerstin Hartmann im Zweier Ohne der Frauen für das Finale qualifiziert wie der Frauen-Doppelvierer, der es im ersten Anlauf schaffte. Der Doppelzweier der Frauen muss ebenfalls noch in den Hoffnungslauf.

Am Mittwoch wird mittags am Verein mitgefiebert – für die Finalläufe und insbesondere das Achter-Finale ab ca. 13.30h wird ein public viewing veranstaltet. Der SWR wird live berichten.

Samstag,  28. Juli 2012:

Deutschlandachter direkt im Finale

Der Deutschlandachter hat im Vorlauf der olympischen Regatta auf dem Dorney Lake in Eton ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Mit einem Start- Ziel- Sieg in 5,25 Minuten vor Großbritannien, den Niederlanden und Kanada konnte so der Hoffnungslauf umgangen und der direkte Einzug ins Finalrennen am Mittwoch erreicht werden. "Lospech" hieß es noch am Freitag, als diese Gegner- und damit der wesentlich stärkere Lauf - augelost wurden. Im ersten Lauf waren nur die USA vertreten, die in den Medaillenkampf eingreifen könnten. Doch die deutschen Zeiten auf den Streckenabschnitten waren auch schneller, als die amerikanischen im parallelen Lauf- natürlich waren die USA nicht dem Druck ausgesetzt wie der deutsche Achter, zu dem England immer Kontakt hielt- die USA konnten etwas lockerer an das Rennen gehen. England also war wie erwartet ein Konkurrent, stark verbessert nach dem desaströsen Auftritt beim letzten Weltcup in München vor wenigen Wochen, als sie mit dem "alten" neuen Schlagmann völlig außer Form waren. Gefährden konnten sie den deutschen Sieg allerdings nie, das Team um Schlagmann Wilke konterte zwei mehr oder weniger halbherzige Angriffe bei 1200 und 1700 Metern schnell und erfolgreich. Enttäuschend Olympiasieger Kanada: sie hatten sich von allen europäischen Regatten ferngehalten und es war mit Spannung erwartet worden, wie sie in die Olympische Regatta starten würden. Allein: bereits nach 1000 Metern waren sie derart abgeschlagen, dass sie den Druck herausnehmen und Kräfte für den Hoffnungslauf sparen konnten.

Aufgrund der frühen Rennen auf dem Dorney- Lake und der Entfernung zu London konnten die Ruderer gestern die Eröffnungszeremonie nur am Fernseher verfolgen.

Ebenfalls einen Start- Ziel- Sieg fuhr der Doppelvierer der Frauen mit Schlagfrau Britta Oppelt heraus. Enge ging es bei den Männerdoppelzweiern zu, wo Knittel/ Krüger gegen hochklassige Gegner erst mit einem furiosen Endspurt von Rang 3 auf 1 rudern konnten. Damit sind diese beiden Boote im Gegensatz zum Frauen- Doppelzweier ebenfalls direkt für das Finale qualifiziert.

Der ganze RV Treviris wünscht Richie viel Glück für den großen Auftritt am Mittwoch (13.30h)!